Ein Ausflug in die Hauptstadt und der Beginn des Alltags
Sonnenuntergang in Stockholm |
Jetzt bin ich schon seit über einem Monat hier in Schweden. Die Zeit fliegt!
Am 02.09 haben wir den ersten Geburtstag innerhalb unseres Haushaltes gefeiert. Zu dem Zeitpunkt kannten wir uns jedoch erst kurz und waren viel beschäftigt, weswegen wir leider kein Geschenk organisieren konnten. Stattdessen sind wir am Morgen des 02.09. etwas früher aufgestanden und haben einen kleinen Überraschungskuchen gebacken. Das Gesicht unseres Geburtstagskindes beim Anblick des Kuchens habe ich immer noch genau im Kopf!
Wir haben es geschafft, dass er sich glücklich und zuhause fühlt, auch wenn er an diesem besonderen Tag so weit von seiner Heimat entfernt war. Da sein Geburtstag auf einen Freitag gefallen ist, an welchem wir ja immer beim Ungdomskväll helfen, hat die ganze Jugendgruppe auch dort nochmal für ihn gesungen.
Bereits in der darauffolgenden Woche fand das nächste aufregende Ereignis statt. Wir vier Freiwillige sind gemeinsam für vier Tage nach Stockholm gefahren! Es war für uns alle das erste Mal, dass wir die Hauptstadt Schwedens mit eigenen Augen gesehen haben. Diese kleine Reise fand auf Grund des anstehenden „On-Arrival-Trainings“ statt, welches für jeden ESK-Freiwilligen zum verpflichtenden Programm gehört.
In unserer Gruppe vor Ort waren 12 Leute aus 5 unterschiedlichen Projekten und mit 5 verschiedenen Nationalitäten. Bunt durchmischt also! Dort haben wir gemeinsam an der „Bromma Fölkhogskola“ mehr über Stockholm, die schwedische Kultur und Geschichte, sowie genauere Informationen über den Freiwilligendienst im Allgemeinen gelernt.
Beigebracht wurde uns das alles von drei verschiedenen Lehrern, welche auch ein paar andere interessante Fakten über Schweden erzählt haben.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass die typischen roten Holzhäuser ihren Ursprung darin haben, dass sich früher bloß reiche Leute Backsteinhäuser leisten konnten und man deswegen einfach angefangen hat die Holzhäuser ebenfalls rot zu streichen, da das “Falunrot” an das Rot von Backsteinen erinnert. „Falun“ ist eine Stadt in Schweden, welche früher für den Kupferabbau bekannt war und aus eben diesem Kupfer hat man die rote Farbe gewonnen.
Abgesehen vom Unterricht haben wir aber auch Zeit bekommen, uns die Stadt genauer anzugucken. An unserem vorletzten Tag dort gehörte es sogar zum Programm in kleinen Gruppen eine vorgegebene Route abzulaufen und diese dem Rest später vorzustellen. Meine Gruppe war in „Gamla Stan“, was ungefähr in der Mitte von Stockholm liegt. Dort liegen auch der Königspalast und der schwedische Reichstag. Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass ich beides mit eigenen Augen gesehen habe. Jedoch muss ich zugeben, vom Königspalast etwas enttäuscht gewesen zu sein. So königlich sieht er doch nicht aus.
Mein Highlight von Stockholm war neben dem Sonnenuntergang des zweiten Abends (Bild oben), so viele neue Menschen mit unterschiedlichen Projekten und Hintergründen kennenzulernen. Wir haben viele neue Kontakte geknüpft, die uns hoffentlich lange erhalten bleiben werden.
Nach vier Tagen ging es dann allerdings zurück nach Örby, doch dort sollten die nächsten Wochen nicht langweiliger werden. Nachdem wir nun alles kennengelernt und das Ankunftstraining hinter uns gebracht hatten, ging nun wahrlich der Alltag los. Zweimal die Woche helfen wir beim Sprachunterricht am Kunskapens Hus. Bis jetzt ist das eine meiner Lieblingsaktivitäten. Unsere Aufgabe ist es einfach ein wenig mit den Schülern zu sprechen und ihnen beim Schreiben ein paar Mal über die Schulter zu gucken. Es ist echt erstaunlich wie gut einige von ihnen Deutsch sprechen!
Apropos Sprachunterricht: auch wir vier werden einmal die Woche von einer pensionierten Lehrerin im Schwedischen unterrichtet. Als mir bei der Ankunft gesagt wurde, dass ich gegen Weihnachten beinahe fließend Schwedisch sprechen können werde, war ich skeptisch. Doch mittlerweile kann ich bereits zählen, sowie mich und meine Familie kurz vorstellen. Wir machen also echt schnelle Fortschritte, wobei jedoch auch die Kindergruppen ein gutes Training sind. Denn die Kinder sprechen ja weder Englisch noch Deutsch.
In diesen helfen wir dreimal die Woche hier in Örby und im Nachbarort “Skene”. Dafür werden wir in zwei Teams geteilt, eines fährt nach Skene und das andere bleibt in Örby. In diesen Kindergruppen wird dann gemeinsam eine Kleinigkeit gegessen, bevor es eine kurze Bibelgeschichte und ein Kennlernspiel gibt. Danach können die Kinder oft zwischen Basteln, Singen, Spielen oder einfacher Freizeit wählen. Uns wird dann entweder eine Station zugeteilt oder wir passen einfach überall ein bisschen auf. Anfangs waren wir alle etwas unbeholfen, vor allem weil die Kommunikation manchmal schwierig ist, doch mittlerweile liebe ich diese Gruppen.
Und auch dort lernt man einige interessante Dinge. Der Junge, den wir alle als „Michel aus Lönneberga“ kennen, heißt zum Beispiel eigentlich „Emil“. In Deutschland hat man den Namen aber geändert, weil es mit „Emil und die Detektive“ bereits einen berühmten Emil gab.
Nach einer Woche voller Kindergruppen haben wir dann zurzeit am Freitagabend die letzte Aktivität: den Jugendabend. Dort übernehmen wir mehr und mehr Verantwortung. So durften wir vor zwei Wochen das erste Mal den ganzen Abend allein organisieren, vom Essen bis hin zu den Spielen. Die Planung ging schnell und ohne Diskussionen von statten, doch als der Abend dann begonnen hat, hat sich in mir eine riesige Nervosität breit gemacht. Was wenn wir etwas durcheinanderbringen oder die Jugendlichen gelangweilt sind? Zudem war auch unser eigentlicher Ansprechpartner für diesen Abend an besagtem Freitag nicht vor Ort. Doch es ist alles gut gegangen. Die Jugendlichen haben super mitgemacht und am Ende mussten wir sogar einige rauswerfen, weil sie so lange geblieben sind. Also ein voller Erfolg!!!
Neben den Aktivitäten bleibt uns natürlich auch viel Freizeit. Mit einer meiner Mit-Freiwilligen gehe ich in der Zeit unglaublich viel spazieren und die Umgebung erkunden. Auch den Haushalt managen wir mittlerweile recht gut. Die Aufgaben teilen sich nach und nach auf. Wir lernen einander, sowie unsere Gewohnheiten besser kennen. Bereits jetzt haben wir viele kleine Erinnerungen miteinander gesammelt, unglaublich viel gelacht und Dinge erlebt, die man so schnell nie vergessen wird. Für Heimweh bleibt da kaum Zeit. Natürlich haben wir alle Momente, wo wir viel an Familie und Freunde zuhause denken und es wird auch noch sehr viel nach Hause telefoniert, doch in gewisser Weise hat man auch hier eine zweite Familie gefunden.
Tack så mycket fürs Lesen! Fortsättning följer…
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