Ein neuer Mitbwohner in Agapegården
Freiwilligentreffen in Örebro |
Hej och välkommen tillbaka,
Erneut ist ein ganzer Monat vergangen und ich habe mal wieder eine Menge zu erzählen. Zugegebenermaßen hat der Monat eher schlecht angefangen, doch ich verspreche, dass er gegen Ende kaum hätte besser sein können. Lasst mich aber wie immer am Anfang beginnen.
Gleich Anfang November sind zwei von uns Freiwilligen sehr krank geworden: Schüttelfrost, Husten, Hals- und Kopfschmerzen…das volle Programm.
Als einer von ihnen dann auch noch seinen Geschmackssinn verloren hat, sind wir auf die Idee gekommen, alle mal einen Covid-Test zu machen. Das Ergebnis: zwei von uns waren positiv, darunter auch ich.
Hier in Schweden ist Corona kaum mehr spürbar. Es herrscht keine Masken-oder Testpflicht und auch sonst keine Einschränkungen.
Trotzdem haben wir beide uns von den anderen isoliert, sind im Haus geblieben und haben beim Verlassen unserer Zimmer eine Maske getragen.
Symptome hatte ich bereits nach dem ersten Tag keine mehr, was mich sehr beruhigt hat. Da ich zuvor noch kein Corona hatte, habe ich mich nach dem positiven Test sehr vor dem Verlauf der Krankheit gefürchtet. Glücklicherweise bin ich aber gesund geblieben und habe die Quarantäne am Anfang auch sehr genossen. Es war schön mal wieder komplett seine Ruhe zu haben und eine Pause von den vielen neuen Eindrücken zu bekommen. Doch danach wurde es schwer. Ich habe angefangen mich sehr allein zu fühlen, immerhin hatte ich überhaupt keinen Kontakt mit anderen Menschen. Nach einigen Tagen wurde dann auch alles, was man so allein in seinem Zimmer machen kann sehr langweilig. Ich habe mich danach gesehnt, unter Menschen zu sein und an die frische Luft zu kommen.
Am folgenden Montag kam dann unsere Mentorin für ein Meeting vorbei und hat zwei gute Nachrichten mitgebracht: Erstens durfte ich trotz positiven Tests wieder an Aktivitäten teilnehmen und die Quarantäne beenden, da die schwedischen Regeln besagen, dass man bloß mit Symptomen zuhause bleiben muss.
Diese hatte ich ja bereits seit beinahe einer ganzen Woche nicht mehr. Ich war also wieder frei.
Und zweitens, eine noch viel bessere Neuigkeit: Es wurde eine fünfte Freiwillige für unser Projekt gefunden. Bereits Anfang Oktober war eine Freundin von mir für einen ESK-Freiwilligendienst nach Italien gefahren. Aus mehreren Gründen hat sie dieses Projekt jedoch sehr schnell wieder abgebrochen. Eher als Spaß hatte ich ihr vorgeschlagen, sich auf unseren freien Platz zu bewerben, da dieses Jahr zu Projektbeginn ja bloß vier von gewünschten fünf Freiwilligen gefunden worden waren. Aus diesem Gedankenspiel ist, nachdem ich mir von meinen anderen Mitbewohnern das Einverständnis geholt hatte, schnell Realität geworden. Gemeinsam haben meine Freundin und ich durch den scheinbar ewigen Bewerbungsprozess gefiebert, bis dann an eben jenem Montag die offizielle Zusage kam. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich mich das gemacht hat.
Zwischen dieser Ankündigung und der Ankunft meiner Freundin sollten aber noch ganze zwei Wochen vergehen. Zwei Wochen, die alles andere als ereignislos waren. Am folgenden Wochenende haben uns die Deutschlehrerin, bei welcher wir im Unterricht helfen, und ihr Mann zu einem Tagesausflug auf die Schären in Göteborg eingeladen.
Nachdem wir mir der Fähre auf eine der Schären gelangt sind, sind wir zunächst auf einer Asphaltstraße am Küstenrand langgegangen, bevor wir durch einen kleinen Wald auf den höchsten Punkt der Insel gewandert sind. Die Aussicht war unglaublich. Riesige Felsen, strahlend grüne Bäume und im Hintergrund das blaue Meer. Als der Rückweg dann durch schmale Straßen zwischen weißen Holzhäusern geführt hat, habe ich mich wie in einem Film gefühlt. Es wirkte alles so idyllisch und friedlich. Falls einer von euch mal seinen Weg nach Schweden findet, empfehle ich euch auf jeden Fall eine der Inseln zu besuchen. Ich werde auch auf jeden Fall nochmal dorthin zurückkehren.
Das folgende Wochenende hat den nächsten großen Ausflug bereitgehalten. Die Freiwilligen der Organisation „Awesome People“ in Örebro haben ein Treffen mit insgesamt 21 ESK-Frewilligen in Schweden organisiert. Über sechs Stunden sind wir nach Örebro gereist, um dort eines der schönsten Wochenenden seid langem zu erleben und gleichzeitig Menschen aus ganz Europa kennenzulernen.
Genau dafür wurde der erste Abend auch genutzt: gegenseitiges Kennenlernen.
In diesem Moment ist mir abermals bewusst geworden, wie dankbar ich sein kann, diese Erfahrung machen zu dürfen. Bereits in meinen drei Monaten hier habe ich so viel erlebt und so viele neue Menschen kennengelernt. Ist es nicht auch eigentlich verrückt, wie schön dieses Wochenende war und wie gut man sich mit jedem unterhalten und austauschen konnte, obwohl wir alle unterschiedliche Sprachen sprechen und aus unterschiedlichen Kulturen kommen? Es war keiner ausgeschlossen und es haben sich keine festen Gruppen gebildet. Jeder hat mal mit jedem was gemacht und durchgehend hat Gelächter den Raum gefüllt. Natürlich war dieses Wochenende auch eine tolle Gelegenheit mehr über diese anderen Kulturen zu erfahren. Abends haben wir zum Beispiel typische Musik aus jedem vertretenden Land gehört und die passenden Tänze dazu gelernt.
Auch sind wir an einem der Tage in das Büro von „Awesome People“ gefahren und haben mehr über ihre Arbeit erfahren:
„Awesome People“ ist eine gemeinnützige Organisation, die unter anderem durch Escape Rooms über Themen wie Gleichberechtigung, Demokratie und Menschenrechte aufklären möchte. Ein großes Ziel ist es dabei, junge Menschen anzuregen, sich eben für diese Werte einzusetzen und ihre Rechte zu nutzen.
Wir durften drei dieser Escape Rooms in kleinen Gruppen spielen. Ich habe dabei viel neues gelernt und hatte gleichzeitig viel Spaß.
Am Sonntag ging es dann nach Hause. Obwohl man die Freiwilligen von diesem Treffen teilweise gerade erst kennengelernt hatte, war es teilweise echt schwer sich zu verabschieden. Vielleicht war es das Wissen, wie klein die Wahrscheinlichkeit ist sich genau in dieser Gruppe nochmal zu treffen.
Am nächsten Morgen ist dann unsere fünfte Freiwillige endlich angekommen. Ich habe mich so sehr gefreut, dass ich sie nach über drei Monaten wiedersehen und umarmen konnte. Es ist so verrückt. Als ich mich vor über einem Jahr entschieden hatte, beim ESK mitzumachen, hat auch sie sich auf der Webseite des ESK angemeldet. Gemeinsam haben wir Projekte rausgesucht und uns mit den Bewerbungsschreiben gegenseitig geholfen. Im Grunde war es von Anfang an unser gemeinsames Projekt und jetzt? Jetzt sind wir sogar im selben Land und im selben Projekt gelandet. Jetzt wird es wahrlich unsere gemeinsame Erfahrung. Jetzt mag der eine oder andere vielleicht denken, dass doch gerade so ein Auslandsjahr dafür da ist, dass man von zuhause wegkommt und allein als Mensch wachsen kann. Doch ich kenne mich und ich kenne meine Freundin. Wir werden uns trotzdem gegenseitig genug Raum geben, eigene Erfahrungen zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen und dieses Jahr weiterhin in vollen Zügen zu genießen. Von diesen kommenden Erfahrungen werde ich euch nächsten Monat berichten.
Bis dahin:
Ha det bra och hej då!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen