Eine eisige Zeit voller Traditionen

 

 

Klein Rabea im Schnee

Hej och välkommen tillbaka,

 

Gibt es einen besseren Monat, die Traditionen und die Kultur eines anderen Landes kennenzulernen als den Dezember? Wenn man darüber nachdenkt, ist Dezember vor allem in christlichen Ländern der Monat mit den meisten Feierlichkeiten. Hier in Örby, wo wir ja unter anderem in der Kirche helfen, konnten wir in den vergangenen Wochen einen sehr guten Einblick in die schwedischen Traditionen bekommen. Beispielsweise wird der 06.12, an welchem in Deutschland ja Nikolaus gefeiert wird, hier überhaupt nicht gefeiert.

Dafür wird hier stattdessen am 13.12., der “Luciadag, gefeiert. Lucia von Syrakus war eine Märtyrerin, welche in den katholischen und orthodoxen Kirchen verschiedener Länder als Heilige verehrt wird. Der Name “Lucia” bedeutet so viel wie “die Leuchtende”, was sich in den Feierlichkeiten stark wiederspiegelt. Das Hauptevent dieses Tages bildet nämlich der Luciatåg (tåg=Zug). In den Tagen vor und am 13.12 gibt es in vielen Institutionen wie Schulen, Altersheimen oder auch der Kirche eine Art kleinen Umzug, der von Sängern und Sängerinnen in weißen Gewändern gebildet wird. Jeder von ihnen hält eine Kerze und angeführt werden sie von einer “Lucia”, welche statt der Kerze in der Hand eine Krone mit echten Kerzen trägt. Singend bringen sie symbolisch Licht in die Dunkelheit. 


Luciatåg in der Kirche 


Auch mit traditionellem, schwedischen Weihnachtsessen sind wir durch mehrere Weihnachtsfeiern in Kontakt gekommen: Während der Weihnachtszeit wird hier viel Fisch gegessen, wie beispielsweise eingelegter Hering oder Lachs. Zudem ist Milchreis, sogenannter “Julgröt” ein Klassiker. 

Abgesehen von kulturellen Traditionen darf eine andere Sache im schwedischen Winter natürlich auch nicht fehlen: Schnee! Davon und von unglaublich kalten Temperaturen hatten wir eine Menge. Laut der Wetterapp meines Handys lag der Rekord nachts bei -20 Grad. Aber diese Eiseskälte hat uns trotzdem nicht davon abgehalten, den Schnee in vollen Zügen zu genießen. Einen ganzen Nachmittag lang haben meine Freundin und ich in unserem Garten verbracht. Wir haben einen Schneemann gebaut und versucht zu rodeln (was eher weniger erfolgreich war). Seit langem habe ich nicht mehr so viel gelacht wie an diesem Nachmittag. 

Auch im Rahmen unseres Projektes und unserer Aktivitäten ist einiges passiert. Dadurch, dass nun ein weiteres deutsches Mädchen unserem Team beigetreten ist, wurde die Anzahl an Deutschstunden am “Kunskapens hus” erhöht.

Die größtHerausforderung  diesen Monat war aber wohl, dass der letzte Jugendabend des Jahres ganz allein in unserer Verantwortung lag. Und da es der letze war, musste er ja auch speziell werden. Wir haben ihn in unserem Haus verbracht, ein Julclub organisiert, gemeinsam gebacken und gespielt. Trotz einiger Unstimmigkeiten in der Teamarbeit war der Abend trotzdem mal wieder wunderschön und ein toller Abschlussbevor wir alle am folgenden Wochenende über Weihnachten und Neujahr nach Hause gefahren sind. 

Wieder in Deutschland zu sein, war in vielerlei Hinsicht eine spannende aber auch überwältigende Erfahrung. Natürlich war es sehr schön meine Freunde und Familie wiederzusehen, jedoch stand ich vor allem in den ersten paar Tagen einigen Herausforderungen gegenüber. Zunächst wären da die kulturellen Unterschiede: dadurch, dass ich es nun gewohnt war die Preise in schwedischen Kronen zu sehen, wirkten die Produkte in deutschen Supermärkten plötzlich unfassbar günstig. Zudem war es auch echt merkwürdig, jedes Gespräch von Fremden in der Öffentlichkeit verstehen zu können. Mehr als einmal habe ich mich erwischt, wie ich mir die Sätze in Englisch zurecht gelegt habe, bevor ich eine Konversation angefangen habe… bloß um dann zu realisieren, dass auch meine Muttersprache verstanden wird. 

Abgesehen davon hatte ich jedoch auch zuhause am Anfang einige Probleme. Hier in Schweden hat sich über die vergangenen Monate eine gewisse Dynamik im Haus gebildetJeder hat irgendwie eine gewisse Rolle im Team übernommen. Eine andere Rolle als die, die man zuhause in seiner Familie hat, und so hat man natürlich auch andere Seiten seiner Persönlichkeit gezeigt und ausgelebt. So war es für mich zunächst schwer, mich wieder in die Familiendynamik einzubringen, die sich in meiner Abwesenheit natürlich auch dementsprechend angepasst hatte. Nachdem mir dies jedoch gelungen ist, habe ich meinen Heimaturlaub in vollen Zügen genießen können. Nicht einen einzigen Tag habe ich tatenlos zuhause verbracht, sondern stattdessen wirklich jede Stunde und Minute genutzt, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Dafür war ich immerhin da. 

Trotzdem habe ich mich Anfang Januar wieder immens gefreut nach Schweden zurückzukehren. Meine Mitfreiwilligen, sowie die Leute aus der Gemeinde, sind mir echt ans Herz gewachsen. In gewisser Weise habe ich das Gefühl gerade zwei verschiedene Leben zu leben, die absolut nichts miteinander zu tun haben. Und ich liebe beide. Das ist allgemein ein Gedanke, den ich die letzten Wochen mehrmals im Kopf hatte: ich war noch nie in meinem Leben so glücklich wie zur Zeit. 

Auch im Januar stehen wieder spannende Ereignisse bevor: ein zweites Mal fahren wir nach Stockholm, um unsere bisherige Erfahrung im Rahmen des midterm trainings” zu reflektieren. Danach geht es weiter hinauf in den Norden und damit auf Nordlichtjagd. Drückt uns die Daumen, dass wir erfolgreich sein werden. 


Damit sage ich dann ein weiteres Mal:


Ha det bra och hej då!

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