So schnell gehen Träume in Erfüllung

 Hej och välkommen tillbaka!

Was sind die ersten Dinge, an die man denkt, wenn man das Wort “Schweden” hört? Wahrscheinlich kommt neben “familienfreundlich” auch schnell so etwas wie “Nordlichter” und “kalt” in euren Kopf. 

Lasst mich euch eines sagen: die beiden letzteren Worte durfte ich in den vergangenen Tagen tatsächlich selbst erleben. 

Aber zuerst möchte ich ein paar Tage vor unserem Trip in die nördlichste Stadt Schwedens starten. 

Vom 11.01 bis zum 13.01 haben vier von uns unser „mid-term-training“ in Stockholm absolviert. Das ist sozusagen ein Zusammenkommen mehrerer ESK-Freiwilligen aus verschiedenen Projekten, um die bisher gesammelten Erfahrungen gemeinsam zu reflektieren und auch um zu überlegen, wie man die noch bevorstehende Zeit noch effektiver und besser gestalten kann. In unserer Gruppe waren beinahe alle, die wir auch bereits in unserem „on-arrival-training“ im September kennengelernt und dann später auf dem Freiwilligentreffen in Kopparberg wiedergesehen haben. Es ist echt verrückt, wie gut man doch in Kontakt bleiben kann und wie oft man einander wiedersieht, auch wenn man hunderte Kilometer auseinander lebt.


Jedoch war uns allen bewusst, wie wertvoll diese wenigen Tage zusammen sind. Also wurde jede Minute genutzt. Durchgehend war unser Klassenraum an der “Bromma folkhögskola” gefüllt mit angeregten Gesprächen. Wir haben Probleme und Gedanken ausgetauscht, einander zugehört und versucht zu helfen. So haben viele zur Zeit Probleme mit ihrem Schwedisch voranzukommen, da sie nicht genügend Unterstützung bekommen, andere kämpfen mit zunehmendem Heimweh und wieder andere haben den Eindruck, dass sie das völlig falsche Projekt gewählt haben. Wer sollte all diese Gefühle und Gedanken besser verstehen, als eben die Leute, die genau in der selben Position stecken. Trotzdem wurde natürlich auch viel gelacht und neue Erinnerungen gemeinsam gesammelt. Unsere Gruppe hatte schon sehr gut harmoniert. Das hat auch der Leiter unseres Trainings am letzten Tag bestätigt, als er zum Abschied in Tränen ausgebrochen ist und uns gestanden hat, dass er selten eine Gruppe kennengelernt hat, die so gut harmoniert hat und die auch privat die Kontakte so gut pflegt. 

Gruppenbild beim „mid-term-training“

Nach diesem emotionalen Abschied ging es für uns fünf auch direkt weiter ins nächste Abenteuer: abends um 18 Uhr sind wir in den Nachtzug Richtung Kiruna gestiegen. 15 Stunden Reise lagen vor uns. Doch diese Zeit haben wir gut überbrückt bekommen, nachdem wir im Zug ein paar andere Jugendliche und Studenten getroffen haben, deren Reise ebenfalls nach Kiruna ging. Gemeinsam haben wir den Zug erkundet, einander besser kennengelernt und Pläne für unsere Zeit in Kiruna ausgetauscht. Nachdem wir dann trotzdem einige Stunden Schlaf bekommen haben, sind wir morgens gegen 9 Uhr an unserem Ziel angekommen. Der Vermieter unseres Airbnbs hat uns abgeholt und zu der kleinen Hütte gebracht. Dort hat uns erstmal ein Schock erwartet: wir hatten keine Dusche, bloß drei Bettdecken und keine vernünftige Toilette.

Davon haben wir uns jedoch nicht unterkriegen lassen. Stattdessen haben wir unsere Koffer abgestellt, uns winterfest angezogen und sind dann zu Fuß zum “nahegelegenen”, berühmten Eishotel gelaufen. Im Nachhinein: schlechte Idee. Bei -20 Grad sollte man keinen Spaziergang unternehmen, der pro Strecke ungefähr eine Stunde dauert. Es war trotz Thermo- und Skiklamotten so kalt, dass mir sogar schwindelig und schlecht geworden ist.  

Beim Eishotel angekommen hatten wir leider bloß Zeit ein paar Fotos zu schießen und uns kurz aufzuwärmen, bevor drei von uns wieder zurücklaufen mussten. Denn für diesen Abend hatten wir unsere Husky-Schlitten-Tour gebucht. 

Lasst mich euch eines sagen: diese drei Stunden Huskytour waren die besondersten drei Stunden meines Lebens. Zunächst haben wir vor Ort neue Klamotten bekommen, denn bei -24 Grad muss man sich SEHR warm anziehen. Danach gab es eine kurze Einführung und Zeit unsere Hunde kennenzulernen, bevor es auch schon los ging. Meine Freundin und ich haben uns einen Schlitten geteilt. Die erste Hälfte lang hat sie den Schlitten gesteuert, dann haben wir getauscht. Es war zunächst schon etwas schwierig, den Schlitten zu steuert und vor allem die Geschwindigkeit der Hunde zu regulieren. Jedoch bekommt man dafür sehr schnell ein gutes Gefühl. 

In diesem Moment gab es bloß eine Sache, die die Tour hätte besser machen können: dabei noch die Nordlichter sehen zu können. Und… genau das ist passiert! 

Ehrlich gesagt, sehen die Lichter in echt nicht so grün und so stark aus wie auf Bildern. Es ist eher ein leichter weißer Streifen am Himmel. Hält man jedoch die Kamera drauf, kommt das grün trotzdem zum Vorschein. Zu wissen, dass ich diese Bilder gemacht habe, ist verrückt. Allgemein kann ich die Gefühle, die ich in diesen drei Stunden gefühlt habe, gar nicht in Worte fassen. Es waren wohl die glücklichsten und besten drei Stunden meines Lebens. Da konnte selbst die Kälte mich nicht runterziehen. Nach der Tour bin ich so bitterlich in Tränen ausgebrochen. Es fühlte sich an, als ob alles in meinem Leben in dem Moment perfekt war. Immerhin sind für mich an diesem Abend gleich zwei Träume in Erfüllung gegangen. 

 

Nordlichter während der Husky Tour 

Nach einer Dank der Kälte schlaflosen Nacht sind wir dann am folgenden Tag in unserem Airbnb geblieben, bevor es am nächsten Tag dann nach Kiruna und darauf folgend zum „Sami museum“ ging, wo wir Rentiere besucht haben. Sie waren etwas scheu und kleiner als erwartet, doch trotzdem war auch dieser Moment besonders. 


Rentiere im „Sami museum“ 

Am Dienstag haben wir dann die Hütte aufgeräumt und geputzt. Danach hat unser Vermieter uns zurück zum Bahnhof gebracht. Dort haben wir gemeinsam Pizza gegessen und auf unseren Nachtzug Richtung Heimat gewartet. Obwohl wir die Tage in Kiruna alle sehr genossen haben, waren wir doch froh der Eiseskälte endlich entkommen zu können. Doch die Rückfahrt erfolgte mit einigen Turbulenzen: nach ein paar Stunden erfolgte ein langer Stop, da ein anderer Zug einen Elch angefahren hat und wir nun dessen Passagiere aufnehmen mussten. Dadurch hatte unser Zug letztendlich zwei Stunden Verspätung. So haben wir unseren Anschlusszug in Stockholm verpasst und mussten eine spätere Verbindung nehmen. Um 18 Uhr abends, nach über 24 Stunden Zugfahrt, waren wir dann endlich zuhause. Dann hieß es auch: duschen, essen und schlafen. Noch nie in meinem Leben war ich so erschöpft. Trotzdem würde ich das alles noch einmal machen, denn die Erinnerungen von diesem Wochenende sind wohl mit die schönsten meines Lebens

Mal abwarten, ob irgendetwas in den kommenden 7 Monaten das noch toppen kann. 

 

Bis hierhin also ein weiteres Mal: 

Hej då och ha det bra!

 

 

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