Ein neues Jahr mit Veränderungen
Hej och välkommen tillbaka,
Anfang Januar habe ich mich in einer Situation wiedergefunden, in der ich vor wenigen Monaten bereits einmal gesteckt hatte: ich saß im Bus zurück nach Schweden.
Doch obwohl es genau dieselbe Busverbindung wie im August war, hat es sich dieses Mal doch sehr anders angefühlt. Im August war ich gefüllt von Abschiedsschmerz, Aufregung, Neugier und einer kleinen Portion Angst vor dem, was mich erwarten würde. Ich war allein in dem Bus und musste mir irgendwie die Zeit füllen.
Diesmal war alles anders. Ich hatte meine Freundin bei mir, die ja seit November ebenfalls in unserem Projekt ist. Auch meine Emotionen waren andere. Abschiedsschmerz hatte ich diesmal tatsächlich kaum. Natürlich werde ich Freunde und Familie auch weiterhin vermissen. Doch diesmal wusste ich, was mich in Schweden erwarten würde. Ich wusste, dass ich auch hier Freunde habe. Menschen, denen ich vertraue und die ich in meinen zwei Wochen in Deutschland bereits vermisste habe: meine Mitbewohner, meine Kollegen in der Gemeinde, die Kinder. So war meine erneute Anreise von positiven Gefühlen überschattet.
Trotzdem war die Busfahrt alles andere als angenehm: dank eines Buchungsfehlers des Busanbieters mussten meine Freundin und ich direkt nebeneinander sitzen und konnten nicht den mitgebuchtenExtraplatz nutzen. Es war eng und unbequem. Schlafen war also keine Option. Als wir morgens in Göteborg angekommen sind, waren wir total fertig. Trotzdem haben wir tapfer ausgepackt und sind, da wir die ersten im Haus waren, einkaufen gefahren. Gar nicht so einfach, wenn man eine ganze Nacht nicht geschlafen hat. Wir haben uns so fest an den Einkaufswagen geklammert, weil uns durch den Schlafmangel sogar schwindelig geworden ist.
Danach haben wir den ganzen Nachmittag vor uns hingedöst, bis schließlich die anderen ebenfalls eingetrudelt sind. Die nächsten Tage hatten wir frei und haben einfach die Zeit gemeinsam genutzt, uns über den Urlaub ausgetauscht und es genossen wieder beisammen zu sein.
Kurz darauf ging es für uns nach Stockholm und weiter nach Kiruna, doch darüber habt ihr ja bereits lesen dürfen. Trotzdem möchte ich noch einmal anmerken, dass diese Tage auch jetzt, wo ich einige Wochen Abstand von den Erlebnissen und Erinnerungen habe, zu den aufregendsten und schönsten meines Lebens gehören.
Den Januar dann mit weiteren besonderen Momenten zu füllen ist gar nicht so einfach, wenn man Dinge erlebt hat, die nicht zu toppen sind.
Eine große Mission hatten wir aber alle: jetzt, wo für die meisten Halbzeit ist, brauchen wir endlich ein Hobby. Seit August sprechen wir darüber, doch richtig dazugekommen sind wir nie. Drei von uns Mädchen haben also eine Probewoche im lokalen Fitnessstudio gemacht und wir sind begeistert!! Sport war für mich schon immer die eine Beschäftigung, bei der ich mental komplett abschalten kann. Es ist, als würde ich mir für die paar Stunden eine Auszeit von der Realität nehmen.
Obwohl ich mein Leben und meinen Alltag hier in Schweden sehr genieße, ist es doch manchmal mental echt zerrend. Man kommuniziert in vielen verschiedenen Sprachen. Vor allem sich mit den jüngeren Kindern, die kaum Englisch verstehen, zu verständigen, kann echt anstrengend sein. Zudem lernt man fast jeden Tag ein neues Gesicht kennen. Es hat einfach ein Ort gefehlt, wo man man völlig aus dem Alltag raus kommt. Den Ort habe ich im Fitness Studio jetzt gefunden.
Des Weiteren hat sich in meinem Leben außerhalb des Freiwilligendienstes einiges getan. Ich habe mich über Weihnachten nochmal intensiv mit dem Gedanken an meine Zukunft befasst, mich durch viele Internetseiten gegraben, mich mit Bekannten ausgetauscht und mich dann schlussendlich für einen Studiengang entschieden. So erwarten mich im Februar nun mehrere Beratungsgespräche bei verschiedenen Universitäten. Es fällt schon eine riesige Last von einem ab, wenn man weiß, wie die Reise nach diesem Abenteuer hier in Schweden weiter geht. Natürlich steht noch nichts fest, aber die Tatsache eine Entscheidung über die berufliche Richtung getroffen zu haben, ist schon sehr wertvoll. So kann ich das Jahr freier und sorgloser genießen, wenn mich danach nicht mehr ein riesiges Fragezeichen erwartet.
Jedoch hat sich nicht nur bei mir privat über die Weihnachtsferien einiges getan, auch hier in Schweden ist das Leben weiter gegangen. Es gab einige Veränderungen und Ankündigungen. Beispielsweise hat die zweite Deutschlehrerin am Gymnasium gekündigt. Jetzt muss die Deutschlehrerin, welcher wir normalerweise im Unterricht helfen, sich öfter um zwei Klassen gleichzeitig kümmern. Gut, dass sie uns hat! Oft werden wir nun ganz allein mit einer der Klassen betraut. So haben wir mehr zu tun und können üben, vor einer Gruppe zu stehen und diese anzuleiten. Komplett ohne eine richtige Lehrkraft zu arbeiten hat einige Vor- und Nachteile. Manchmal sind die Schüler schon sehr respektlos, zumal wir nicht viel älter sind und ihre Muttersprache nicht sprechen. Andererseits trauen sie sich auch wesentlich mehr Deutsch zu sprechen, sobald die Lehrerin den Raum verlassen hat. Mir persönlich macht der Unterricht nun viel mehr Spaß, da wir mehr zu tun haben. Jetzt fühle ich mich, als hätte ich wirklich einen Nutzen da zu sein. Am 26.01. war an der Schule zudem “Sprachtag”, wo mehrere Vorträge gehalten wurden. Wir Freiwilligen durften ebenfalls zwei Präsentationen vorbereiten. Meine Gruppe hat sich für kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland, Spanien und Schweden entschieden und so versucht, den Kleingruppen von 15 Schülern unsere Kultur etwas näher zu bringen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und die Schüler waren größtenteils auch sehr interessiert. Wir haben mit diesem Vortrag sogar einen kleinen Eintrag in der lokalen Zeitung bekommen.
Artikel in der Zeitung |
Ein weiteres Ereignis war, dass unsere fünfte Freiwillige ihr On-Arrival-Training absolviert hat. Da sie später als wir nach Schweden gereist und ihren Freiwilligendienst begonnen hat, hat sie natürlich auch ihr Training später als wir. Allein ist sie für vier Tage nach Stockholm gefahren. Mir und den anderen ist in dieser Zeit sehr bewusst geworden, wie sehr doch etwas im Haus fehlt.
Wir fünf sind in unserer Zeit hier so sehr zusammen gewachsen. Wir haben so viele wertvolle und errinerungswürdige Momente gemeinsam erlebt. Vor allem die Zeit in Kiruna, diese drei Tage in einer kleine Hütte ohne Dusche, haben uns zusammengeschweißt. Es sind Insider entstanden, die niemand sonst lustig finden würde. Es füllt seit einigen Wochen so viel Gelächter das Haus. Wir haben angefangen, auch mal Dinge als Gruppe außerhalb des Hauses zu unternehmen. Aber auch in schweren oder traurigen Momenten findet man jemanden, der einfach zuhört oder dir mit Rat und Tat bei Seite steht. So hat man die Abwesenheit unserer Mit-Freiwilligen sehr gespürt und wir waren alle froh, als sie Ende Januar wieder zurückgekehrt ist. Auch sie war froh, wieder bei uns zu sein. So werden wir auch den Februar und die folgenden Monate gemeinsam genießen.
Bis hierhin also ein weiteres Mal:
Ha det bra och hej då.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen