Sonne, Gesang und Heimweh
Hej och välkommen tillbaka,
Schweden sind verrückt nach Sommer und Sonnenschein. Bereits seit Sommerende letzten Jahres habe ich beobachten können, wie sich die Menschen um mich herum nach wärmeren Wetter und dem Ende von Schnee und Nässe gesehnt haben. Den ganzen Winter über ist das Wort „sommar“(=Sommer) häufiger gefallen als „vinter“(=Winter).
Nun hat das Wetter sich nach ewigem Kalt, Schnee und Regen endlich massiv verbessert. Und damit auch die Laune und das Verhalten der Menschen um uns herum. Man hört häufig den Stereotyp, das Schweden sehr verschlossen, abweisend und still sind. Dies konnte ich über die Wintermonate zum Teil auch sehen. Obwohl die Menschen hier in der Gemeinde seit unserem ersten Tag hier eigentlich immer freundlich und zuvorkommend waren, ist doch aber eine gewisse Distanz geblieben. Trotz langer Gespräche hatte man nicht das Gefühl den Menschen irgendwie näher zu kommen oder hier gar Freunde zu finden. Wir haben schon irgendwie gemerkt, dass wir die Neuen sind, die nicht recht hierher gehören. Doch seit der Winterpause hat sich etwas verändert. Irgendwie sind alle offener und aufgeschlossener geworden
Die Kinder zeigen wahres Interesse mit uns zu spielen und rumzualbern, die Erwachsenen und Jugendlichen kommen mehr auf uns zu und Gespräche halten viel länger an als noch vor wenigen Wochen. Wir haben nicht mehr das Gefühl aus Höflichkeit integriert zu werden, sondern weil wir wahrlich erwünscht sind. Diese Verändeung lässt mich meinen Aufenthalt hier in Schweden noch mehr genießen.
Doch es gibt eine Sache, nach welcher die Schweden beinahe noch verrückter sind als nach dem Wetter: der Eurovisionsongcontest. Anders als in Deutschland ist bereits die Vorauswahl hier ein wochenlanger Prozess, der jeden Samstagabend im Fernsehen zu verfolgen ist. In dem sogenannten „Melodifestivalen“ treten jede Woche neue Songs auf, bis dann die besten ein letztes Mal gemeinsam im Finale stehen. In diesen Wochen ist eben dieses Melodifestivalen auch überall ein heiß diskutiertes Thema. Welcher Song hat stand jetzt die besten Chancen? Wie kann es sein, dass der Song von XY bereits ausgeschieden ist? Wer ist gerade dein Favorit?
Die letzten zwei Folgen und das darauf folgende Finale habe ich ebenfalls geschaut. Mit schwedischen Untertiteln war ich sogar in der Lage beinahe alles zu verstehen, seien es die Lyrics der Songs oder die Kommentare der Moderatoren. Gewonnen hat am Ende „Loreen“, welche bereits vor einigen Jahren für Schweden beim ESC angetreten ist und gewonnen hat.
In der Woche nach dem Finale stand für mich persönlich bereits ein weiteres ganz großes Ereignis an: meine beste Freundin hat mich für einige Tage besucht. Gemeinsam waren wir in Göteborg und ich habe ihr den See und den Wald in der Nähe unseres Hauses gezeigt. Doch viel wichtiger ist, dass es sich angefühlt hat, als wären wir nie auseinander gewesen. Lange habe ich nicht mehr so viel gelacht, habe mich innerlich so friedlich gefühlt und konnte endlich mal jemandem in Person die ganzen Gedanken mitteilen, die in meinem Kopf herumschwirren. Natürlich habe ich auch hier Freunde und Menschen, denen ich vertraue, aber so eine beste Freundin ist und bleibt immer nochmal etwas ganz besonderes.
Wie zu Erwarten hat mich so nach ihrer Abreise eine schwere Welle an Heimweh erwischt. Während ihres Besuchs ist mir sehr bewusst geworden, was mir hier an so einigen Tagen doch echt fehlt. Mit jahrelangen engen Vertrauten aus deinem Heimatland fühlt man dann sich doch nochmal ganz anders. Dazu kommt, dass die Geburtstage meiner Familie alle auf März und April fallen und zudem Ostern vor der Tür steht. Während dieser Zeit, wo man zuhause wirklich etwas verpasst, spürt man die Distanz noch mehr. Normalerweise überreicht man an diesen Tagen persönlich seine Geschenke und verteilt Umarmungen, doch dieses Jahr müssen ein kleines Paket und ein Anruf reichen.
Auch mit dieser Heimwehwelle bin ich ähnlich umgegangen, wie mit der vorherigen im letzten Jahr. So habe ich mich sehr beschäftigt gehalten und den Gedanken an Zuhause möglichst weit verdrängt. Gemeinsam mit zwei meiner Mitfreiwilligen habe ich die Stadt Borås besucht, war in Göteborg im Kino, habe das neue Schwimmbad in Skene getestet und war zudem viel allein im Fitnessstudio.
Gegen Ende des Monats erreichte mich dann eine Mail meiner deutschen Entsendeorganisation (sozusagen eine Partnerorganisation im Heimatland, welche einen vor der Reise ins Ausland mit der Vorbereitung unterstützt und auch währenddessen bei Problemen zur Seite steht). Ich wurde gebeten einen kurzen Bericht über mein Projekt, meinen Alltag hier und meinen Gedanken dazu zuverfassen, welcher mittlerweile auch auf ihrer Website veröffentlicht wurde. Falls euch also dieser Blogeintrag noch nicht genügend Lesestoff war, guckt doch dort gerne mal rein: https://www.eurocircle.de/agape-2022-2023/
Ansonsten sage ich ein weiteres Mal:
Vi ses nästa månad!
Ha det bra och hej då.
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